Adaptive Steuerung von Schweißprozessen

Transferpreisträger 2014

In der automatisierten Produktion entstehen viele Herausforderungen aus Schwankungen in den Maßen von Zulieferteilen. Besonders für Fügeverfahren im Automobilbau müssen Position und Passung der zu verbindenden Werkstücke innerhalb enger Grenzen liegen, um den hohen Qualitätsanforderungen zu genügen. Die Qualität der Bauteile wird regelmäßig geprüft und optimiert. Teilweise müssen Parameter des automatisierten Prozesses manuell angepasst werden, was diese Vorgehensweise wenig effizient macht. Um solche manuellen Eingriffe auf ein Minimum zu reduzieren, wird in einer Fertigungszelle im Karosseriebau des Volkswagen Modells Touran (Werk Wolfsburg) der Schweißprozess mit dem Qualitätsmanagementsystem ARGOS überwacht. ARGOS ist eine vom Steinbeis-Transferzentrum Angewandte Produktions- und Fügetechnik entwickelte modulare Software, die als „Cyber-Physisches System“ (CPS) für eine adaptive Überwachung eines Fertigungsprozesses mit dessen physischen Komponenten interagieren kann. Das Steinbeis-Team und die Projektpartner der VW AG erhalten für diese Kooperation den Transferpreis der Steinbeis-Stiftung 2014.

Die Experten des Steinbeis-Transferzentrums an der Jade Hochschule in Wilhelmshaven bearbeiten Aufgaben im Bereich „Industrie 4.0“, die sich mit der Vernetzung von fertigungstechnischen Prozesssystemen und einer qualitätsüberwachenden Informationsverarbeitung beschäftigen. CPS interagieren dabei direkt „machine-to-machine“ über eingebettete, netzbasierte Technologien. Die Integration physischer Objekte wie Sensoren und Geräten in digitale Prozesse führt zur flexiblen Kopplung von Systemen, die vorher keine gemeinsamen Schnittstellen aufwiesen. Die Software ARGOS kann je nach Aufgabenstellung die Prozess- und Sensorparameter bewerten und unter Einsatz von Sensornetzwerken zielorientiert verarbeiten. Zusätzliche interne Sensoren sichern den Beurteilungsgrad ab, Abweichungen können in Echtzeit über Aktoren ausgeglichen werden.

Bei der zusammen mit der Volkswagen AG umgesetzten Applikation werden neben den Schweißparametern qualitätsrelevante Eigenschaften der Bauteilgeometrie überwacht und analysiert. Werden Abweichungen festgestellt, wird über Steuer- und Regelalgorithmen der Fertigungsprozess automatisch angepasst, um letztlich eine qualitätsgerechte Schweißnahtausführung sicherzustellen. Manuelle Anpassungen der Prozessparameter entfallen. Die technische Umsetzung sowie die Implementierung und Erprobung des Systems während des laufenden Produktionsprozesses stellte die Experten vor Herausforderungen, die nur durch die ausgezeichnete Kooperation und Kommunikation zwischen den beteiligten Projektpartnern zu bewältigen waren. Das Potenzial der mit dem Transferpreis der Steinbeis-Stiftung - Löhn- Preis ausgezeichneten Anwendung ist enorm, da nicht nur schweißtechnische Prozesse sondern zukünftig auch zahlreiche andere Fertigungsprozesse überwacht und adaptiert werden können.

Seite teilen