Standards in der industriellen Instandhaltung

Anwendungsfall Erneuerbare Energien im Förderprojekt eBusInstand

Wartung, Inspektion, Instandsetzung und Verbesserung sind Begriffe, die im Tagesgeschäft von Industrieunternehmen nicht mehr zur Diskussion stehen, sie stellen eine Selbstverständlichkeit dar – bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Dimensionen eProcurement und eBusiness mit ins Spiel kommen und solche Prozesse in bestehende IT-Lösungen integriert werden sollen. Das Förderprojekt eBusInstand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie erarbeitet Voraussetzungen und Lösungen für die Standardisierung und Optimierung des elektronischen Geschäftsverkehrs in der gesamten Prozesskette der industriellen Instandhaltung. Steinbeis unterstützt im Anwendungsfall Fotovoltaik.

Das Projekt eBusInstand fördert den Einsatz von Standards und die Optimierung von eBusiness-Prozessen für Instandhaltungsdienstleistungen. eBusiness ist im Dienstleistungsbereich noch nicht durchgängig verbreitet. Bislang fehlen dazu auf einheitlichen Standards basierende Lösungen, die harmonisierte Prozesse für Ausschreibung, Angebotsabgabe und Abwicklung ermöglichen.

Im Projekt eBusInstand werden für die Abwicklung von Dienstleistungen zwischen Kunden und Lieferanten durchgängige eBusiness-Verfahren und -Schnittstellen entwickelt und erprobt. Unter der Federführung des Forschungszentrum Informatik Karlsruhe (FZI) erarbeiten elf deutsche Unternehmen und der Standardisierungspartner eCl@ss e. V. Voraussetzungen und Lösungen für den Einsatz von Standards zur Abwicklung von Montage-, Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten einschließlich des zur Ausführung der Arbeiten notwendigen Materials.

Neun Anwendungsfälle wurden für die Entwicklung und Erprobung einheitlicher und systematischer eBusiness-Verfahren und -Schnittstellen im Kontext von Wartung und Instandhaltung ausgewählt. Sie sollen als Grundlage für ein Referenz-Modell zur weiteren Standardisierung der Dienstleistungsbeschaffung und -abwicklung dienen. Neben klassischen Dienstleistungen, wie beispielsweise der Wartung von Maschinen, bildet die industrielle Instandhaltungsdienstleistung im Bereich der erneuerbaren Energien den Schwerpunkt.

Die (Fern-)Wartung und das Controlling von Fotovoltaikanlagen stellen bisher einen noch stark vernachlässigten Bereich im industriellen Instandhaltungsumfeld dar. Objektbezogene Dienstleistungen, wie Wartung oder Inspektion, werden meist individuell und bezogen auf eine einzelne Anlage vereinbart. Aus diesem Anwendungsfall soll deshalb auf Basis von bestehenden und erprobten Ansätzen ein Verfahren entwickelt werden, das den Umfang und die Intensität der Wartung solcher Anlagen definiert.

Fotovoltaikanlagen sind Investitionen, deren wirtschaftlicher Erfolg von einer gleichbleibend hohen Performance und einem störungsfreien Betrieb mindestens über den Zeitraum der gesetzlich zugesagten EEGVergütung abhängig ist. Die gleiche Performance wird deshalb von den Wartungs- und Controllingprozessen sowie von der eingesetzten Hardware zur Messung und Datenerfassung verlangt. Störungen oder Ausfälle wirken sich bei Fotovoltaikanlagen sehr negativ auf die möglichen Gesamterträge aus, zumal wenn diese in den besonders ertrags- starken Sommermonaten auftreten, nicht zeitnah entdeckt und Maßnahmen zur Fehlerbeseitigung nicht frühzeitig durchgeführt werden.

Deshalb müssen hier regelmäßige Wartungen und ein parallel dazu ausgeführtes technisches Controlling der Anlage zusammenwirken. Durch die Fernüberwachung der jeweiligen Anlage können die erforderlichen Informationen gewonnen werden, die die Grundlage für die Planung und Durchführung einer pro-aktiven Wartung bilden. Dank einer umfassenden Datenbasis können auf diese Weise auch sich langsam vollziehende Degradationsprozesse frühzeitig erkannt und dokumentiert werden. Dies tangiert insbesondere die Gewährleistung der Modulhersteller und steht deshalb im Fokus der Anlagenbetreiber.

Im Verbund mit Infraserv Höchst und dem Schwäbisch Haller Unternehmen iPLON erarbeitet das Steinbeis-Beratungszentrum Projektentwicklung Erneuerbare Energien und Energieeffizienz gemeinsam mit den Standardisierungspartnern Lösungsansätze für das technische Controlling und Standardprozesse für die (Fern-)Wartung von Fotovoltaikanlagen. Interessant sind bei diesem Anwendungsfall neben den Gemeinsamkeiten zu einem Wartungsprozess in der Industrie vor allem auch die Unterschiede: Klassische Zulieferketten oder Dienstleister wie im industriellen Umfeld finden sich bei dem hier untersuchten Anwendungsfall noch selten. Nach einer intensiven Projektentwicklungs- und -planungsphase erfolgt in der Regel direkt die Implementierung der Fotovoltaikanlage. Wartung und Controlling sind Aufgaben, die zumeist vom Betreiber selbst organisiert und durchgeführt werden müssen.

Für die Wartung von Blockheizkraftwerken sind umfassende Richtlinien für die Wartung und die damit verbundenen Regelsätze festgelegt. Vergleichbare Standardprozesse werden derzeit für die Aufgaben „Wartung“, „Fernwartung“ und „Technisches Controlling“ von Fotovoltaikanlagen durch die Projektgruppe definiert. Die erarbeitete Abbildung und Beschreibung dieser Dienstleistungen sollen im Anschluss in den eCl@ss-Standard einfließen und zur Verbesserung des elektronischen Datenaustauschs der gesamten Branche zur Verfügung gestellt werden. Ausgangspunkt der Untersuchung bildet die Identifikation typischer Anlagentopologien und der sich daraus ergebenden Abhängigkeiten beziehungsweise Limitierungen für die einzelnen Aufgaben. Genauso wichtig wie bestehende theoretische Ansätze sind dabei aber auch praxisorientierte Überlegungen. So muss bei der Speicherung der Daten der lange Nutzungszeitraum von über 20 Jahren beachtet werden. Außerdem müssen sich ändernde rechtliche Rahmenbedingungen jederzeit berücksichtigt werden können. Das Projekt eBusInstand läuft noch bis Ende 2010. Erste Ergebnisse sowie Informationen zum Projekt stehen im Internet zur Verfügung.

Kontakt

Sebastian Dürr
Steinbeis-Beratungszentrum Projektentwicklung Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (Wolpertshausen)

Victor Thamburaj
iPlon (Schwäbisch Hall)
victor.thamburaj@iplon.de

Dr. Peter Weiß
Forschungszentrum Informatik (Karlsruhe)

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