Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Transfer ist schwer. Auf der einen Seite des Transferflusses stapeln sich die Container mit neuesten Erkenntnissen, Lösungsvorschlägen, Labormustern und Nullserien. Auf der anderen Seite warten die Lkw, Bahnen und Flugzeuge um die kostbare Fracht ihren Nutzern in Handwerk, Industrie, Politik und Gesellschaft zuzuführen. Doch der Fluss ist tief und tückisch. Voller Klippen und Untiefen, voller Stromschnellen und wechselnder Gefahren.

Wer den Transferfluss befahren und darauf erfolgreich navigieren will, muss vor allem eine Art von Fähigkeiten besitzen: Angesichts von Ungewissheit und Gefahr, Unbekanntem und Unvertrautem selbstständig und kreativ handeln zu können. Er muss in hohem Maß Fähigkeiten zur Selbstorganisation geistigen und wo nötig physischen Handelns besitzen. Solche Selbstorganisationsfähigkeiten (Selbstorganisationsdispositionen) nennt man Kompetenzen. Sie sind die individuellen Voraussetzungen jeden Transfers.

Aber auch anders herum ist’s richtig: Transfer erzeugt Kompetenzen. Die Konfrontation mit Ungewissheit und Unbekanntem entwickelt diese Selbstorganisationsfähigkeiten exzellent. Es gibt keine bessere Form der Kompetenzentwicklung.

Solche Zusammenhänge spiegelt die aktuelle Ausgabe des Transfermagazins wider. Es dokumentiert zum einen die theoretische und praktische Beschäftigung mit dem Kompetenzthema selbst, wie sie auf dem ersten Stuttgarter Kompetenz-Tag stattfand. Es stellt zum anderen erfolgreiche Ideen- und Lösungstransfers dar, wie beispielsweise die Beiträge zur dreidimensionalen Datenerfassung mit drahtloser Signalübertragung, zur Qualitätskontrolle von Spektralanalysen oder zu einem Bildverarbeitungssystem zur Produktionskontrolle zeigen, um nur einige herauszugreifen. Es dokumentiert schließlich die Notwendigkeit eines projektorientierten Studiums, bei dem man Kompetenzen nicht wissensartig zu vermitteln versucht (was nachweislich nicht funktioniert), sondern bei dem sie in konkreten, erfolgreichen und oft hohe ökonomische Gewinne einfahrenden Projekten erworben werden. Beispiele sind hierfür die Darstellung der Führungskräfte-Qualifizierung an der Steinbeis-Hochschule, eine gezielte Kompetenzförderung als potenzialentwickelnder, geldwerter Erfolgsfaktor und der Ansatz eines Personaldienstleisters, in seine Mitarbeiter durch eine steinbeiszertifizierte Kompetenzentwicklung zu investieren.

Transfer ist also nicht nur von der Wissenschaft zur Praxis hin orientiert. Er befruchtet zugleich den Wissens- und Kompetenzerwerb, macht ihn zukunftssicher und aktualisierungsfähig. Er ist nicht eindimensional, sondern vielfältig vernetzt. Transfer ist mehr...

Prof. Dr. Werner G. Faix

Kontakt

Werner G. Faix ist Direktor der School of International Business and Entrepreneurship (SIBE) an der Steinbeis-Hochschule Berlin. Lesen Sie über den erfolgreichen Karriereweg eines SIBEAlumni: Vom Marine-Offizier zum Global Manager

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