Processes in Motion

Geschäftsprozesse werden smart und mobil

Unternehmen sind weitgehend von Informationstechnik durchdrungen, fast alle Geschäftsprozesse laufen heute ganz selbstverständlich ITgestützt. Im Bereich mobiler Mitarbeiter hingegen hat sich seit Jahrzehnten vergleichsweise wenig geändert. Beispiel technischer Kundendienst: Disponenten bereiten oft mit großem Aufwand die Auftrags- und technische Dokumentation vor, denn vor Ort beim Kunden ist ein Rückgriff auf im Unternehmen vorliegende Informationen meist nicht möglich. Rapportzettel werden mehrfach händisch ausgefüllt, um dann im Unternehmen wieder manuell ins System übernommen zu werden. Diese sogenannten Medienbrüche sind teuer zu bezahlen. Das Steinbeis-Transferzentrum Processes in Motion hat eine Smartphone- bzw. Tablet-basierte Lösung entwickelt, die Medienbrüche im technischen Kundendienst schließt und somit die Integration und Reichweite von Geschäftsprozessen erhöht.

Mobile Geräte, Smartphones und Tablets sind als Endverbraucher-Massenware konzipiert, was auch für Unternehmen mit zahlreichen Vorteilen verbunden ist. So stellt die Bedienung von Smartphones keine gesondert zu erlernende Aufgabe dar, insbesondere für die jüngeren Generationen. Vor allem aber sind diese Geräte durch die Skaleneffekte des Verbrauchermarktes sehr günstig zu erhalten und bieten somit viel Nutzwert für ihr Geld: Sie sind vollgepackt mit Netzwerktechnik, Sensorik wie Kameras, Mikrophonen, Kompass, GPS und Beschleunigungssensoren und bieten durch das App-Konzept ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Ihre Integration in Geschäftsprozesse steckt allerdings noch in den Kinderschuhen, und dies, obwohl sich durch ihren Einsatz erhebliche Ersparnispotenziale nutzen ließen:

  • Die Vermeidung von Medienbrüchen steigert die Informationsqualität: Weniger Kosten für Nacharbeiten oder gar Fehler.
  • Feldprozesse lassen sich intelligenter planen und organisieren: Weniger Kosten durch Fehleinsätze oder fehlende Teile, schnellere Reaktion auf kritische Kundensituationen.
  • Smart Devices statt teurer Spezialgeräte: Weniger Kosten durch Synergieeffekte helfen Geräte besser auszulasten.
  • Anleitung durch Smartphone-Apps: Weniger Kosten durch konsistentere Prozesse.


Die von den Steinbeis-Experten am Göppinger Transferzentrum entwickelte Android- App „Processes in Motion for Technical Field Service“ kann über die Internet-Anbindung Techniker dynamisch disponieren, z. B. wenn dringende Service-Aufträge vorgezogen werden müssen. Ein Zugriff auf technische Dokumentation im Back Office ist vom Kunden aus möglich, genau wie die akkurate und teilautomatische Erfassung von Ist-Daten des Service-Auftrags in Echtzeit, direkt im ERP-System.

Aber die Lösung kann mehr als Daten übermitteln und darstellen. Maschinen und Bauteile lassen sich mit QR- und NFC-Tags identifizieren, auf Schadstellen hindeutende Geräusche über das eingebaute Mikrophon ermitteln. Mobile Geräte ermöglichen den Anschluss externer Zusatzgeräte per USB. Für die thermische Analyse kann über einen externen thermischen Matrixsensor ein Wärmebild auf den Bildschirm gebracht werden, das es erlaubt, Schadstellen auf der Basis einer thermischen Analyse zu erkennen. Bilder, Geräusche und Maschinen- und Prozessdaten können über die Netzanbindung an Experten übertragen werden, die dann die Lösung von Wartungsaufgaben aus der Ferne unterstützen.

Die Lösung ist anpassungsfähig und erfordert eine Adaption an die bereits vorhandenen Systeme des nutzenden Unternehmens. Diese Dienstleistung übernimmt ebenfalls das Steinbeis-Transferzentrum Processes in Motion. Das 2012 gegründete Zentrum hat sich auf die Prozessintegration mobiler Geräte spezialisiert, basierend auf einem akademischen Hintergrund im Bereich der Geschäftsprozessoptimierung und -integration mit Hilfe von Service-orientierten Architekturen (SOA) sowie Kompetenzen im Bereich der Gestaltung und Programmierung mobiler Anwendungen, sogenannter Apps.

Das Zentrum verfügt auch über Expertise im zunehmend wichtigen Bereich der Anbindung externer Sensoren an mobile Geräte, mit deren Hilfe z. B. die Wärmebild-Kamera entwickelt wurde. Hier bieten sich insbesondere im professionellen Bereich vielfältige Möglichkeiten zur Ersetzung von spezifischen Hardware-Lösungen durch Standard-Hardware mit einzelnen Zusatzkomponenten. Processes in Motion bietet das gesamte Dienstleistungsspektrum des IT-Projektmanagements an, von der Anforderungsanalyse über die Lösungsfindung bis hin zur Umsetzung durch ein Software- oder auch Hardware-Produkt.

Auf der Basis dieser Dienstleistungen gibt es neben dem technischen Kundendienst zahlreiche weitere Szenarien, die durch den Einsatz mobiler Geräte in Effizienz und Effektivität gesteigert werden können. Dazu gehören das Asset Management, beispielsweise Maschinen-, Fuhrparkoder Gebäude-Management, aber auch der Dienst am Kunden selbst, technisch oder auch medizinisch, sowie die Customer Self Services.

Wärmebildkamera sucht Inverkehrbringer

Der Wärmebildsensor ist ein externes Zusatzgerät für Smartphone und Tablet, das vom Steinbeis-Transfer-zentrum Processes in Motion zunächst als Prototyp entwickelt wurde. Eine Serienproduktion befindet sich in der Planung, weitere Kontakte für die Verbreitung werden noch gesucht. Neben den Anwendungsszenarien in der Produktion kann ein solches Accessoire auch in vielen weiteren professio-nellen Anwendungs-zusammenhängen zum Einsatz kommen. Vor allem aber der Markt der Energie-optimierung stellt ein großes Potenzial dar, sowohl in Industrie als auch im Bereich der Privathaushalte.

Projektbeispiel Hannover Messe 2013

Festo Didactic und das Steinbeis-Transferzentrum Processes in Motion zeigten im Rahmen des Forschungs-schwerpunktes „Industrie 4.0“ auf der Hannover Messe 2013 mit „Processes in Motion for Technical Field Service“ intelligente und mobile Wartungs- und Diagnose- Prozesse. Die beiden Projekt-partner zeigten auf dem Stand der Festo AG einen intelligenten Service-Prozess: Die Tablet-basierte App „Processes in Motion for Technical Field Service“ ermöglicht es dem Techniker beliebige Werkstücke im laufenden Prozess über NFC-Tags zu identifizieren und zugehörige Informationen von einem MES-Server abzurufen. Auf diese Weise kann der Service-Techniker z. B. logische Fehler im Produk-tionsprozess aufspüren.

Beim Erkennen schadhafter maschineller Komponenten helfen ihm die akustische und thermische Analyse: Über das Mikrophon erkennt die App Geräuschmuster schadhafter Lager oder Motoren. Mit Hilfe des thermischen Matrix-Sensors kann die App ein Wärmebild auf den Bildschirm des Tablets bringen. Dies lässt sich für Techniker vielfältig einsetzen: So können erwärmte Bauteile auf Fehlfunktionen oder Schad-haftigkeit hinweisen. Erhöhte Temperaturen sprechen aber auch oft für Wärmeverluste, die es zu eliminieren gilt.

Kontakt

Prof. Dr.-Ing. Ben Marx | Prof. Dr. Christian Cseh
Steinbeis-Transferzentrum Processes in Motion (Göppingen)
su1665@stw.de

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