Technik fürs Herz

Akademische Ausbildung für Kardiotechniker an der SHB

Wenn im Alltag von Herzoperationen die Rede ist, werden in erster Linie Herzchirurgen, Anästhesisten und Pflegepersonal als beteiligte Berufsgruppen genannt. Der Beruf des Kardiotechnikers, im Englischen Cardiovascular Perfusionist, ist in der Öffentlichkeit jedoch weitgehend unbekannt. Die Steinbeis- Hochschule bietet seit April diesen Jahres eine akademische Ausbildung für Kardiotechniker an.

Die Palette der Aufgaben von Kardiotechnikern ist in den letzten Jahren erheblich ausgeweitet worden. Seine Einsatzgebiete reichen von der minimal-invasiven Chirurgie unter Verwendung spezieller Techniken (z. B. Navigation, Telemanipulation), Herzunterstützungssysteme („Kunstherz“) mit erforderlicher Nachbetreuung von ambulanten Patienten, über Verfahren zur autologen Blutaufbereitung, Therapieverfahren im Rahmen der Detoxikation von Patienten mit Leberfunktionsstörungen, bis hin zur Betreuung von Patienten mit implantierten Herzschrittmachern und Defibrillatoren sowie generelles Management. Insbesondere der Kostendruck im Gesundheitswesen und die Vielzahl von angebotenen, oftmals gleichwertigen Medizinprodukten verschiedener Hersteller erfordern eine sorgfältige Auswahl und Evaluation durch qualifizierte Kardiotechniker.

Die Tätigkeit von Kardiotechnikern wird in ihren Anforderungen auch mit der Tätigkeit von Fluglotsen verglichen. Kardiotechniker sind neben der Gewährleistung der technischen Einsatzfähigkeit ihrer Apparaturen auch für die Einhaltung physiologischer Normwerte während der Laufzeit der Herzlungenmaschine verantwortlich.

Insbesondere beim Anfahren der Herzlungenmaschine bzw. beim Reduzieren des Pumpenflusses zum Operationsende erfordert das Zusammenspiel von Patientenkreislauf und extrakorporaler Zirkulation eine Balance physiologischer und technischer Parameter, die von Kardiotechnikern hergestellt und gesteuert wird. Fehlinterpretationen können fatal sein, die Zeit für Korrekturen ist zudem nur sehr kurz bemessen.

Um die erforderlichen Kompetenzen zu vermitteln, sind die herkömmlichen Ausbildungswege von Kardiotechnikern nicht mehr ausreichend. Bisher wurden Kardiotechniker in einem zweijährigen Ausbildungsgang an der Akademie für Kardiotechnik des Deutschen Herzzentrums Berlin ausgebildet. International wird der Beruf mindestens auf Bachelor-Ebene, in einigen Ländern jedoch bereits auch auf Master-Ebene ausgebildet.

Seit April 2008 bietet die Steinbeis-Hochschule Berlin in Kooperation mit dem Deutschen Herzzentrum den Studiengang Bachelor of Science Cardiovascular Perfusion an. Die Absolventen des Studiengangs erhalten die Möglichkeit, mit der Teilnahme an der staatlichen Abschlussprüfung für Kardiotechnik im Land Berlin eine Doppelqualifikation zu erwerben. Sie sind daher nach zwei Jahren Studium in der Lage, klinische Tätigkeiten im In- und Ausland zu übernehmen. Mit dem Abschluss des Studiums sind die Teilnehmer für die weltweite Tätigkeit in Klinik und medizintechnischer Industrie ausgebildet.  

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