Pflanzenkläranlage mit Köpfchen

SHB-Absolvent entwickelt umweltfreundliche Abwasserentsorgungsanlage

Auf dem Firmendach der Mannheimer Traktorenfabrik John Deere sorgt eine werkseigene Pflanzenklär anlage für klares Wasser. Mit Lilien, Schilf und Binsen werden produktionsbedingte Abwässer gereinigt und dem öffentlichen Kanalnetz zugeführt. Auf der Suche nach einer kostengünstigen Lösung für die Abwasserentsorgung, hatte Hartmut Bauer die umweltfreundliche und sparsame Anlage während seines MBA-Studiums an der Steinbeis-Hochschule Berlin entwickelt.

Bisher übliche Pflanzenkläranlagen benötigen verhältnismäßig große Flächen, die standortbedingt in den John Deere-Werken Mannheim nicht zur Verfügung stehen. Das war für Hartmut Bauer der Grund, die Anlage zur Unterbringung auf einem Flachdach zu konzipieren. Um die vorhandenen Dächer ohne baustatische Eingriffe nutzen zu können, durfte die vorhandene zulässige Dachlast dabei nicht überschritten werden. Daher musste die Dachpflanzenkläranlage in der Lage sein, Industriewasser ohne den üblichen Bodenkörper zu reinigen. Diese Anforderungen wiederum erfüllen eigens gezüchtete Phytolyse-Pflanzen, die auf ihren eigenen Wurzeln im Wasser stehen.

Täglich werden bei John Deere nun bis zu zehn Kubikmeter Abwässer über eine beheizte Rohrleitung auf die Dachpflanzenkläranlage gespült. „Das zu reinigende Wasser besteht zum Großteil aus Phosphaten und Mineralölkohlenwasserstoffen. Mikroorganismen wie Algen, Pilze und Bakterien, die vor allem an den Pflanzenwurzeln leben, sind maßgeblich an der Schadstoffelimination beteiligt“, erklärt Hartmut Bauer. Sie nehmen die Abwasserinhaltsstoffe auf und verstoffwechseln sie. Die Abbauleistungen des gewöhnlichen Froschlöffels, einer Sumpfpflanze, übertrafen dabei die Erwartungen. Je nach Pflanzenart, Jahres- und Tageszeit schwankt der Abbauprozess etwas. Die Abwasserreinigung verläuft mehrstufig über ein erstes Vorreinigungsbecken, eine Mischzone für industrielles und sanitäres Abwasser, ein Speicherbecken, ein Hauptreinigungsbecken und schließlich eine Versickerungsfläche.

Das Ergebnis, das Hartmut Bauer mit seinem Projekt erzielt hat, kann sich in jeder Hinsicht sehen lassen: Die Öko-Kläranlage ist nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaftlich. Im Vergleich zu einer konventionellen chemischen Abwasseranlage reduziert sie die Kosten um bis zu 60 %. Hinzu kommen relativ geringe Investitionskosten, geringe laufende Kosten, wenig Wartungsaufwand und die Entlastung der Klimaanlage in den darunterliegenden Gebäuden. Dem gegenüber steht ein relativ großer Flächenbedarf.

Hinzu kommen zahlreiche umweltfreundliche Aspekte. Das Abwasser verdunstet auf dem Reinigungsweg um bis zu 30 %, Feinstaub wird aus der Luft gefiltert, CO2 wird in Sauerstoff umgewandelt und das gereinigte Wasser kann wiederverwendet werden. Bei John Deere soll das gereinigte Abwasser ab 2012 für Toilettenspülungen verwendet werden, für die Vorbehandlung von Industriestoffen und Gärten. Das Ziel für 2015 lautet: Die abwasserfreie Fabrik.

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