Twer als Zentrum russischer Zulieferindustrie

Kooperationsvereinbarung mit Steinbeis

Steinbeis und die Regierung der russischen Region Twer werden zukünftig zusammenarbeiten. Ein Schwerpunkt der Kooperation ist die Förderung der Automobilzulieferindustrie. Die ausländischen Kraftfahrzeughersteller in Russland – bislang noch meist auf Montage konzentriert - werden den Lokalisierungsgrad steigern. Dazu benötigen sie Lieferanten vor Ort. Einheimische Hersteller sind kaum in der Lage, die hohen Ansprüche der Kfz-Industrie zu erfüllen. Für Zulieferbetriebe aus Deutschland ergeben sich enorme Chancen. Hier setzt die Zusammenarbeit der Gebietsverwaltung Twer mit Steinbeis an.

Russland entwickelt sich zum größten Absatzmarkt für Kraftfahrzeuge in Europa. Die Krise in der Branche mag zu optimistische Erwartungen bremsen. Dennoch besteht in Russland eine Nachfrage nach Pkw, die aus rein russischer Produktion nicht zu decken ist. Nach den Vorstellungen der russischen Regierung sollen aber zukünftig 80 Prozent der verkauften Fahrzeuge in Russland produziert werden. Es ist zwar nicht absehbar, ob dieses höchst ehrgeizige Ziel zu erreichen ist. Die Grundstrategie zielt jedoch deutlich auf eine Fahrzeugproduktion im Land. Allgemein ist die Produktion in Kundennähe aus vielfältigen Gründen von Vorteil. Dies gilt besonders in Russland, was die realisierten und geplanten Vorhaben der deutschen Industrie dort zeigen.

Bislang gefordert ist ein Lokalisierungsgrad von etwa 30 Prozent, das bedeutet, dass gut ein Drittel der Teile eines in Russland gefertigten Fahrzeugs tatsächlich aus russischer Produktion stammen müssen. Ansonsten drohen Zoll- und Steuernachteile. Problem der Autohersteller: Die für die Produktion nötigen Zulieferteile sind aus russischer Produktion kaum zu bekommen. Deutsche Zulieferer können sich den attraktiven Wachstumsmarkt durch Produktion vor Ort erschließen.

Twer liegt in strategisch günstiger Lage an der Hauptverbindungsstraße zwischen Moskau und St. Petersburg. Nah an den wichtigsten Automobilstandorten Russlands aber weit genug entfernt vom teuren Moskau oder den im Aufbau befindlichen hochpreisigen Zulieferzentren. Der Aufbau von Produktionsstätten am Standort Twer sichert dauerhaft den Erfolg im russischen Markt. Das industrielle Umfeld, die Verfügbarkeit von Fachkräften und die Infrastruktur Twers passen zu den Erwartungen deutscher Investoren. Investitionsanreize werden geboten, die Regierung von Twer sichert zudem organisatorische Unterstützung zu. Leichten Zugang zu Informationen, möglichen Partnern und Entscheidungsträgern erhalten Interessenten über das Steinbeis-Transferzentrum Ost-West-Kooperationen. Das Zentrum arbeitet seit seiner Gründung 1994 in Russland, kennt die regionalen Besonderheiten und weiß, wie Unternehmenskooperationen mit russischen Partnern zu entwickeln sind.

Als Universitätsstadt mit international anerkannten Lehr- und Forschungseinrichtungen bietet Twer weitergehende Kooperationsmöglichkeiten. Die Nutzbarkeit russischen F&E-Potenzials ist für die Vorhaben der Automobil- und Zulieferindustrie zukünftig von besonderer Bedeutung. Das Potenzial zu entwickeln und deutschen Investoren zugänglich zu machen ist ein weiteres Ziel des Steinbeis-Engagements in Twer.

Auf deutscher Seite ist die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU), Nürtingen- Geislingen, in die Zusammenarbeit einbezogen. Studierende des Studiengangs Volkswirtschaftslehre üben und lernen am deutsch-russischen Kooperationsprojekt professionelles Projektmanagement. Gleich acht Arbeitsgruppen mit Studierenden der HfWU leisten durch Recherchen, Unternehmensbefragungen und Analysen einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Zusammenarbeit mit Twer. Unter Anleitung von Jürgen Raizner, Leiter des Steinbeis- Transferzentrums Ost-West-Kooperationen, erarbeiten die Studierenden grundlegende Ideen und Konzepte zur Unterstützung deutscher Investoren.

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