Energieverlusten auf der Spur

Ressourceneffizienz auf betrieblicher Ebene

Welche Wertschöpfung geht Unternehmen durch Reststoffe, Abfälle und Fehlerprodukte verloren? Die Materialflusskostenrechnung nach der ISO 14051-Norm gibt Antwort darauf. Sie stellt eine Sonderauswertung der betrieblichen Kosten dar und basiert auf einer Analyse der Energie- und Materialflüsse, die in einem Unternehmen auftreten. Sie ist damit nicht nur Grundlage für eine Kostenbetrachtung, sondern erlaubt auch ökologische Bilanzen, z. B. einen Carbon Footprint eines Unternehmens. Das Steinbeis-Transferzentrum Marketing, Logistik und Unternehmensführung bietet basierend darauf Schulungen zur Ressourceneffizienz an.

Ressourceneffizienz ist ein zentrales Thema in Baden-Württemberg. Aktuell wird vom baden-württembergischen Umweltministerium zusammen mit den führenden Wirtschaftsverbänden der Industrie das Vorzeigeprojekt „100 Betriebe für Ressourceneffizienz“ beworben. Unternehmen beschreiben öffentlich und anschaulich ressourcenschonende Maßnahmen, die sie in ihrem Unternehmen bereits ergriffen haben oder derzeit planen. Sie geben damit Beispiel für andere, zeigen aber auch, was die produzierende Wirtschaft heute schon tut, um Ressourcen zu schonen und innovativ zu sein. Pro beteiligtem Unternehmen gibt es dabei einen Zuschuss von 10.000 Euro.

In diesem Zuge hat das Land Baden-Württemberg eine Software kostenlos bereitgestellt, mit der erstmals die Materialflusskostenrechnung (Material Flow Cost Accounting MFCA) bequem und anschaulich durchgeführt werden kann. bw!MFCA ist ein professionelles Tool, mit dem die Energie- und Materialströme einer Produktion abgebildet werden. Dazu werden die Material- und Energiekosten, aber auch die Personal-, Maschinen- oder Entsorgungskosten erfasst. Das Ergebnis ist eine Wertschöpfungsrechnung, die zeigt, welche Wertschöpfung mit den Reststoffen und Abfällen verloren geht. Stanzverluste, Verschnitt, Makulatur, Produktionsreste oder auch Fehlerprodukte kosten mehr als nur ihre simple Entsorgung. Denn in ihnen steckt teuer eingekauftes Material. Zudem wurden sie im Unternehmen transportiert, verarbeitet usw., so dass weitere betriebliche Aufwendungen mit ihrer Entsorgung verloren gehen.

Genau dieses Einsparpotenzial wird mit der MFCA-Methode ermittelt. Dadurch ergeben sich wesentlich größere Kosteneinsparungen, was zu kürzeren Amortisationszeiten für entsprechende Maßnahmen führt. Aber nicht nur aus Kostengründen ist die Vermeidung von Materialverlusten sinnvoll. In jedem Verlust stecken auch Umweltbelastungen und insbesondere CO2-Emissionen, die eigentlich unnötig sind. Das Tool bw!MFCA weist neben den Kosten auch die vermeidbaren CO2-Emissionen aus und bewegt sich somit in der ökonomischen und ökologischen Welt.

Zusammen mit der Landesagentur Umwelttechnik BW hat das Steinbeis- Transferzentrum Marketing, Logistik und Unternehmensführung an der Hochschule Pforzheim Schulungen zur Ressourceneffizienz, zu der Methode des MFCA und dem Software-Tool bw!MFCA entwickelt, die regelmäßig für Mitarbeiter aus produzierenden Unternehmen angeboten werden, für baden-württembergische Unternehmen sind die Schulungen – wie auch die Software – kostenlos (http://pure-bw.de/ de/mfca-schulung). Das Echo bei den Unternehmen ist bislang sehr positiv. Die Hoffnung ist, mit diesen Maßnahmen eine ähnliche Verbreitung des MFCA-Ansatzes in Deutschland zu erreichen, wie sie bereits in Japan erzielt wurde.

Kontakt

Professor Dr. Mario Schmidt ist Projektleiter am Steinbeis-Transferzentrum Marketing, Logistik und Unternehmensführung an der Hochschule Pforzheim und leitet das Institut für Industrial Ecology der Hochschule Pforzheim. Er ist Mitglied des Beirats für nachhaltige Entwicklung der Landesregierung Baden-Württemberg und berät Politik und Wirtschaft mit seinem Team zu Themen der Ressourceneffizienz, des Life Cycle Assessments und des Umweltmanagements.

Professor Dr. Mario Schmidt
Steinbeis-Transferzentrum Marketing, Logistik und Unternehmensfuhrung an der Hochschule Pforzheim (Pforzheim)
Mario.Schmidt@stw.de

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