„Wir schaffen ein Ökosystem für Vordenker, in dem Neues entsteht!“

Im Gespräch mit Ulrich Dietz

Herr Dietz, in den Jahren von 1985 bis 1987 waren Sie als Projektleiter im Steinbeis-Transferzentrum Informationstechnologien tätig, das Sie mitbegründet haben. Was hat Sie damals zu Steinbeis geführt?

Der Kontakt zu Steinbeis kam über den damaligen Rektor der FH Furtwangen, Prof. Dr. Johann Löhn, zustande. Er wurde vom damaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth zum Regierungsbeauftragten für Technologietransfer ernannt und hat mit der Steinbeis-Stiftung ein Organ wiederbelebt, mit welchem die Idee in die Tat umgesetzt wurde. Gemeinsam mit Prof. Dr. Michael Schönemann hat sich 1985 dann die Möglichkeit ergeben, mit dem Steinbeis-Transferzentrum Informationstechnologien (TZI) in St. Georgen eines der ersten Technologietransferzentren in Deutschland zu eröffnen. Das war eine faszinierende und wegweisende Zeit zugleich.

1987 ist aus dem Steinbeis-Unternehmen die heutige GFT Technologies AG hervorgegangen, in der Sie Innovationen in der Software- und IT-Branche erfolgreich vorantreiben. Nun blickt GFT auf beinahe 30 Jahre erfolgreiche Arbeit zurück. Welche technologischen Entwicklungen haben Ihre Arbeit in dieser Zeit am meisten beeinflusst?

Als wir mit GFT gestartet sind, waren Personal Computer noch nicht existent, geschweige denn ein Massenprodukt. Nur wer sich mit Programmiersprachen auskannte, konnte sie auch bedienen. Das Aufkommen graphischer Benutzeroberflächen zur Bedienung von Computersystemen, so leicht wie ein Apple Computer, Anfang der 1990er war ein technologischer Meilenstein, der auch GFT entscheidend geprägt hat. Unser erstes Produkt aus dem Jahr 1990 – GRIT – war eine Entwicklungsumgebung für genau solche Bedienoberflächen. Genauso beeinflussend war der Beginn des Internetzeitalters rund um das Jahr 2000. Das World Wide Web hat die Art, wie wir Information finden und teilen, revolutioniert. Es hat den Zugang zu internationalen Märkten erheblich vereinfacht und die Innovationsdynamik rasant erhöht. Für GFT genauso wie für unsere Kunden hieß das: Wir müssen unser bestehendes Geschäftsmodell immer wieder neu hinterfragen und weiterentwickeln.

Genau das, aber in noch viel größerem Ausmaß, erleben wir zurzeit mit dem digitalen Wandel, der unsere Wirtschaft und Gesellschaft umwälzt. Alles kann mit allem vernetzt werden. Unternehmen müssen die Risiken erkennen und Chancen wahrnehmen, indem sie Neues wagen. Bei diesem Weg ins digitale Zeitalter wollen wir sie mit GFT begleiten.

Das Ziel Ihres aktuellen Projekts CODE_n SPACES ist es, in Stuttgart einen deutschlandweit einzigartigen „Innovationscampus“ aufzubauen. Dort setzen Sie Transfer über Existenzgründungen um. Lassen Sie uns durchs Schlüsselloch dieses spannenden Projekts sehen!

Ende des Jahres beziehen wir mit GFT im Stuttgarter Fasanenhof unser neues Corporate Center. Das fünfstöckige Gebäude wurde komplett kernsaniert und nach unseren Ansprüchen neu gestaltet – etwa mit einem eigenen Restaurant, einem Besucherzentrum und hochwertigen Veranstaltungsräumen. Mit unserer Belegschaft werden wir einen Teil des Gebäudes belegen. Den Rest werden wir unter dem Titel CODE_n SPACES komplett dem Thema Innovation widmen. Auf 2.000 Quadratmetern erhalten Start-ups und Innovationsteams etablierter Unternehmen Platz und Gelegenheit, um gemeinsam an digitalen Zukunftsthemen zu arbeiten. Wir schaffen ein Ökosystem für Vordenker, in dem Neues entsteht. Für die Start-ups haben wir zum Beispiel mit dem Gestalter Tobias Rehberger ein Architektur- und Nutzungskonzept entwickelt, das auf die Anforderungen junger, kreativer Firmen abgestimmt ist: spontan und improvisierbar, dabei gleichzeitig repräsentativ. Zudem wollen wir in Diskussionsforen, Querdenker-Events und Workshops den Dialog rund um digitale Zukunftsthemen vorantreiben und für eine Vernetzung der Start-ups mit großen Unternehmen und Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Technologie, Design und Politik sorgen. In Stuttgart fokussieren wir uns dabei auf dem Bereich „Future Mobility“, zusammen mit Partnern wie z.B. EnBW. Dabei soll es aber nicht bleiben: Weitere CODE_n SPACES in anderen Städten wie Barcelona sollen folgen.

Mit CODE_n haben Sie ein in Deutschland einmaliges Format ins Leben gerufen, das gerade auch im Ausland enorme Beachtung findet. Was ist die Grundidee, was ist der Schwerpunkt 2015?

Unternehmen müssen heute ein viel höheres Innovationstempo vorlegen, um mit dem dynamischen Marktgeschehen Schritt halten zu können. International gesehen gibt es viele spannende Start-ups, die mit Kreativität, Mut und Dynamik den Status quo in Frage stellen und etablierten Unternehmen als Partner wertvolle Impulse bei der digitalen Transformation geben können. Um die weltweit interessantesten Startups zu finden, haben wir 2011 zum ersten Mal einen Innovationswettbewerb für junge Unternehmen ausgeschrieben. Die 50 besten Bewerber bringen wir seither jedes Jahr zur CeBIT – fünf Tage lang in einer 5.000 Quadratmeter großen Halle inklusive Konferenzprogramm. Es ist beeindruckend zu erleben, welcher Pioniergeist entsteht, wenn so viele inspirierende junge Macher über einen solchen Zeitraum an einem Ort zusammenkommen. Und ja, das Konzept wird hervorragend angenommen. Im letzten Jahr hatten wir 450 Bewerber aus 60 Ländern. Medien aus 50 Ländern haben über CODE_n berichtet. An den fünf Messetagen kamen 17.000 Besucher in unsere Halle. Das wollen wir 2015 noch toppen. Dafür setzen wir diesmal auf das Thema „Internet der Dinge“ und die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Gemeinsam mit den Designern Clemens Weisshaar und Reed Kram schaffen wir in Hannover eine echte Erlebniswelt, die diese Themen in all ihren Facetten erlebbar macht.

Kontakt

Als leidenschaftlicher Entrepreneur ist Ulrich Dietz immer auf der Suche nach Geschäftschancen und neuen Ideen. 1987 gründete der Diplom-Ingenieur GFT als Innovationstreiber in der Software- und IT-Branche, wo er die Zentralbereiche Strategie, Marketing, Kommunikation, Investor Relations und Interne IT verantwortet.

Ulrich Dietz
GFT Technologies AG (Stuttgart)
info@gft.com

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